Mittwoch, 12. September 2018

Stumm

Wenn ich mir überlege, was ich hier in mein Blog schreiben soll, gehen mir eine Menge Dinge durch den Kopf. Hauptsächlich Frust, wenn ich ehrlich bin. Aber ich kann nichts davon hier reinschreiben. Ich glaube, ich hatte jetzt so lange niemanden mehr zum Reden, dass ich es schlicht verlernt habe. Der Reflex, es einfach runterzuschlucken und die Nase in das nächste Buch zu stecken, ist übermächtig. Und genau das tu ich dann auch immer.

Aber vielleicht war ich auch noch nie sehr gut darin, mich zu artikulieren. Bei A. war es so leicht. Er hat mich auch ohne Worte immer verstanden. Wir waren sowas wie Gedankenzwillinge und das ist auch der Grund, warum sein Tod so eine entsetzliche Lücke hinterlassen hat. Sie wird immer da sein, solange ich lebe. Ein riesiges klaffendes Loch, das ich weder übersehen oder vergessen noch irgendwie jemals wieder stopfen kann. So einen Menschen findet man nur einmal im Leben... wenn man ganz großes Glück hat. Viele finden ihn nie. Also sollte ich dankbar sein. Und das bin ich ja auch. Aber ich bin auch wütend, dass er nicht mehr da ist, und das kann ich einfach nicht ändern.

Ich hab es mittlerweile einfach aufgegeben zu versuchen, mich anderen verständlich zu machen. Ärzte, Therapeuten, Mitpatienten, meine Familie... niemand hat eine Ahnung davon, wie es mir wirklich geht. Niemand kann mir helfen. Meine Therapeutin hat letztes Jahr aufgegeben. Das heißt, wir sind gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass mir die Therapie nicht helfen kann. Wie denn auch... ich hab das ganze Psychologenzeug schon so oft gehört, dass ich nachts davon träume. Würde mir sowas helfen, könnte ich mich selbst therapieren. Aber da ist einfach irgendwas in mir, worauf ich überhaupt keinen Einfluss habe, das es mir unmöglich macht, mit allem klarzukommen. Und die Pillen helfen auch nicht.

Vielleicht gibt es einfach wirklich Menschen, die nicht für ein Leben in dieser Welt geeignet sind. Und wenn ich mich so zurückerinnere, hatte ich das Gefühl schon als Kind. Es war eigentlich nie anders. Da war immer so eine düstere Wolke, die einfach nie weggehen wollte. Die blödesten, banalsten Dinge haben mich traurig gemacht, schon damals. Und ich könnte auch genau erklären, warum, es kann nur scheinbar nie jemand nachvollziehen. Nur A. konnte das. (Und Virginia Woolf hätte es wahrscheinlich auch gekonnt.) Mit ihm war es leichter... erträglich.

War...

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