Bei Goodreads teilt sich die Leserschaft recht deutlich in die, die das Buch lieben und die, die es hassen. Letztere sind IMO vor allem die, die "Jane Eyre" lieben und eine allzu romantische Vorstellung von Rochester entwickelt haben. Ich mag "Jane Eyre" wegen der namensgebenden Heldin, fand aber schon immer, dass sie mit Rochester ins Klo gegriffen hat (gut, zu seiner Verteidigung: er ist ja kein grausamer Tyrann, nur ein blödes egoistisches Rindvieh, das es nicht besser weiß). Und die Geschichte, die er über seine erste Frau erzählt hat, dass sie angeblich eine völlig wahnsinnige Furie ist, fand ich noch nie sehr plausibel.
Vielleicht liegt das daran, dass ich selber ein bisschen wahnsinnig bin (seit es vernünftige Diagnosen gibt, nennt man das natürlich nicht mehr so). Auf jeden Fall wird niemand einfach so ohne Grund wahnsinnig. Gut, bei einigen hat das organische Ursachen, wie z.B. einen Hirntumor oder sowas... aber die meisten Leute müssen in der Regel erstmal eine Menge Scheiße erleben, bevor sie austicken. Deshalb war mir klar, dass seine Version der Geschichte zumindest sehr unvollständig ist. Ich finde Jean Rhys liefert hier eine wirklich plausible Erklärung und ihr Rochester passt ziemlich gut in das Bild, das ich bereits durch "Jane Eyre" von ihm hatte. Andere Leute hatten offenbar ein anderes... nun ja. Es gibt immer unterschiedliche Meinungen. Aber dieser Kommentar von Caffienated Optimist hier brachte mich doch sehr zum Schmunzeln, weil er meine Gedanken dazu so treffend auf den Punkt bringt:
Jetzt würde ich nur noch gern wissen, was Charlotte Brontës Schwester Emily wohl zu "Wide Sargasso Sea" gesagt hätte. Nach der Lektüre von "Sturmhöhe" hatte ich zumindest den Eindruck, dass sie mehr Verständnis für Wahnsinn hat. 😅
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen