Mittwoch, 17. Oktober 2018

Buchsnobismus kann ich mir nicht leisten

Es gibt ja immer wieder die Diskussion, was besser ist: gedruckte Bücher oder eBooks. Ich muss sagen, ich bin da Opportunist. Ich weiß beides zu schätzen.

Gedruckte Bücher können natürlich sehr schön sein. Der Geruch, die Haptik... und wenn es dann noch gebundene Ausgaben mit Lesebändchen und allem möglichen Pipapo sind, dann werde ich natürlich auch schwach. Und meine allerliebsten Lieblinge habe ich natürlich auch gern zum Anfassen im Regal stehen. Noch dazu kann man gedruckte Bücher ohne Probleme verleihen, verschenken oder weiter verkaufen. Andererseits nehmen sie natürlich in der Menge schnell sehr viel Platz weg (ich hab 'ne kleine Wohnung) und sie wiegen auch ein bisschen was. Wer will schon den ganzen Tag mit einer fetten Ausgabe von "Krieg und Frieden" in der Handtasche rumlaufen?

Da haben wir dann auch gleich den offensichtlichsten Vorteil, den eBooks zu bieten haben. Ich kann 1000 Stück davon in der Tasche haben und sie wiegen absolut gar nichts (das Gewicht des Readers nicht eingerechnet natürlich). Das ist bei meinem Lesetempo besonders auf Reisen ein unschlagbarer Vorteil. Weitere Vorteile sind das eingebaute Wörterbuch und die Möglichkeit, Textstellen zu markieren und Anmerkungen dazu zu schreiben, ohne das Buch zu ruinieren (gut, es gibt ein paar Menschen, die sogar Geld dafür bezahlen, dass jemand ihre Bücher liest und vollkritzelt, aber ich gehöre nicht dazu). Außerdem muss man nicht erst auf die Post warten, wenn man ein Buch gekauft hat, sondern kann sofort anfangen zu lesen.


Die immer wieder gern angeführten Nachteile sind bei genauerer Betrachtung gar nicht so gravierend bzw. schlicht nicht vorhanden. Es gibt immer wieder Leute, die sich über Werbung, Bildschirmreflexionen und leere Akkus beschweren. Ich vermute, die hatten noch nie einen eReader in der Hand. Werbung habe ich überhaupt noch keine gesehen (in gedruckten Büchern gibt es mehr davon), Reflexionen gibt es bei e-Ink-Displays nicht und der Akku hält selbst bei exzessivem Lesen mindestens eine Woche. Man kann übrigens sogar Eselsohren machen, was ich bei gedruckten Büchern nie tun würde. Und im Dunkeln lesen ist mit den neueren Readern auch kein Problem... das stört eventuelle Partner oder Mitbewohner deutlich weniger, als wenn die ganze Nacht das Licht an ist.

Ich nehme an, diese Leute haben bisher höchstens mal am Handy oder Tablet ein eBook gelesen. Davon möchte ich dringend abraten, das macht auf Dauer die Augen kaputt! Die Anschaffung eines vernünftigen eReaders lohnt sich durchaus. Allerdings sollte man auf Kindle verzichten, wenn man nicht für den Rest seines Lebens nur noch bei Amazon einkaufen will. Und auch öffentliche Bibliotheken benutzen das ePub-Format für die Onleihe, das funktioniert mit Kindle nicht. Also lieber zu Tolino, Kobo & Co. greifen (ich bin mit meinem Kobo Glo seit Jahren sehr glücklich).

Beim eBook-Erwerb lohnt es sich übrigens, einen Blick auf den Kopierschutz zu werfen. Das kann je nach Händler sehr unterschiedlich sein (Thalia z.B. scheint da deutlich strenger zu sein, als z.B. Weltbild). In den Anfangszeiten gab es meist DRM, was mich extrem genervt hat, weil wir in der Familie auch gern untereinander Bücher tauschen und verleihen und das damit fast unmöglich ist. Mittlerweile ist man aber zum Glück dazu übergegangen, häufiger Wasserzeichen oder gar keinen Kopierschutz zu verwenden.

Die Preise sind bei neueren Büchern zwar leider nicht bedeutend geringer (weshalb ich da dann meistens doch zu Papier greife), aber wenn man gerne Klassiker liest, kann man bei eBooks eine Menge Geld sparen. Ich habe z.B. gerade Tolstois "Anna Karenina" für 49 Cent gekauft und viele andere Titel bekommt man sogar ganz umsonst.


Und gerade im YA-Bereich kommt es oft vor, dass die Autoren zusätzlich zu den eigentlichen Büchern noch Kurzgeschichten veröffentlichen, die eine interessante Ergänzung, aber meist nur als eBook erhältlich sind. Welcher Fan würde darauf schon verzichten wollen?

Kurz gesagt: Beides ist toll. Also lest, Leute! Egal wie!

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